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RAUREIF - Das neue Album

RAUREIF

Nach 100 Konzerten als „Storyteller“, der erfolgreichsten Tournee seiner Karriere, und 15 Jahre nach seinem letzten Studioalbum mit eigenen Texten („Entspann Dich“) erfüllt Achim Reichel seinen Fans den vielgeäußerten Wunsch nach einem Album mit neuen Pop- Songs, das nun unter dem Titel „Raureif“ veröffentlicht wird.

In einer selbstgewählten Auszeit rund um seinen 70. Geburtstag, Anfang 2014, umging Reichel die Feierlichkeiten und nutzte die Gelegenheit, in mediterranem Umfeld an neuen Songs zu arbeiten und wartet dabei wieder mit jeder Menge Überraschungen auf.

Auch auf seinem aktuellen, mittlerweile 24. Studioalbum beweist Achim Reichel seinen unbändigen Drang, neue musikalische Tiefen auszuloten. Die Rattles waren in den frühen Sechziger Jahren, in den legendären Tagen des Star-Club, nach Tourneen mit den Beatles und Rolling Stones, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Großbritannien, für den Hamburger Musiker erst der Anfang seiner künstlerischen Reise. Über Beat, Psychedelic-Pop mit der Band Wonderland („Moscow“) und elektronischen Solo-Ausflügen („Die grüne Reise“) gelangte er schließlich, in dem er sich auf die deutsche Sprache bezog, zu einer eigenen künstlerischen Ausdrucksform.
Schon zu einem frühen Zeitpunkt, Mitte der Siebziger Jahre, hat Achim Reichel trotz Bedenken seiner Schallplattenfirma, vieler Musikkritiker und wohlmeinender Freunde, auf „Dat Shanty Alb’m“ und „Klabautermann“ alte traditionelle Seemannslieder mit Rockmusik verbunden, womit er einmal mehr seiner Zeit weit voraus war. Eine gleichermaßen geniale als auch erfolgreiche Verbindung, die ihn ermunterte, 1978 auf dem Album „Regenballade“ zum ersten Mal mit ebenso großem Erfolg Texte deutscher Dichter, wie Goethe, Heine, Möricke und Storm, zu verwenden. Später arbeitete er mit den zeitgenössischen Poeten Jörg Fauser („Der Spieler“), Peter Paul Zahl („Bessie kommt“) und Kiev Stingl („Cocosnußöl Reggae“) und schließlich mit eigenen Texten.

Achim Reichel steht nach diesen gelungenen Arbeiten in besonderer Weise für die Entwicklung einer einzigartigen deutschen Folk- Variante, ohne dabei ausschließlich auf traditionelle Einflüsse und Wurzeln zu setzen.
Waren es zuletzt überwiegend akustische Instrumente, mit denen er alten Volksliedern ein neues Gesicht gab, sind nun, neben dem üblichen Rockmusik-Instrumentarium, Bläsersätze, klassische Streicher und Frauenchöre im Einsatz, die der Musik Reichels eine ungemein spannende Atmosphäre verleihen. Latin-Flair trifft auf irische Einflüsse, kalifornischer Sixties-Blues-Rock auf Akustik-Folk und Laid-Back-Gitarren vermischen sich gekonnt mit karibischem Reggae. Fast könnte man meinen, Achim Reichel schickt seine Fans einmal rund um den Erdball.

„Raureif“ erzählt Geschichten, die so nur das echte Leben schreiben kann. Wenn Reichel sich z.B. in „Dolles Ding“, dem ersten Song seines neuen Albums an eine Autofahrt erinnert, die ihn in einer einsamen Nacht im Nirgendwo an eine rote Ampel führt, bleibt er ganz in seiner eigenen Tradition, Alltagsbeobachtungen humorvoll, aber stets nachdenklich umzusetzen. Er teilt mit seinen Hörern „halluzinatorische“ Momente, geht mit einem alten Seebär in „Reise Reise (Die Segel der Erinnerung)“ auf große Traum-Fahrt, leidet in „Der Harte, Kleine, Schnelle“ mit einem überforderten Fußballstar und erinnert in „Es geschah am helllichten Tag“ an die Banalität des Menschseins in einer berauschenden Natur, um nur einige der Songperlen herauszuheben.

Während der Vorbereitung zu seinem neuen Album fand Achim Reichel einen alten Text des viel zu früh gestorbenen Schriftstellers Jörg Fauser, mit dem er bereits in den frühen Achtziger Jahren mit großem Erfolg zusammengearbeitet hatte („Der Spieler“). Das Ergebnis heißt „Herz der Dinge“ und ist ein nachdenklicher, lässig groovender Rocksong mit Twäng-Gitarrenlinien über den unaufhaltsamen Fluss der Zeit.

Eine weitere Entdeckung war ein Text von Fritz Graßhoff, einem der meistrezitierten deutschen Schriftsteller und Liedtexter (z.B. „Nimm mich mit Kapitän, auf die Reise“ für Hans Albers), dessen Seemannsfigur ‚Ole Pinelle’ Reichel in der Tradition seiner Ringelnatz-Adaption „Kuddel Daddel Du“ als modernes Rock-Shanty, diesmal aber mit Tex-Mex-Einflüssen, angelegt hat. Auch Kiev Stingl, Begleiter aus früheren Tagen, taucht mit zwei großartigen Texten, „Der Harte Schnelle Kleine“ und „Der Abschiedsbrief“, wieder auf. Als letzter Titel des neuen Albums erzeugt das hochpoetische „Der Abschiedsbrief“ mit einem Sample aus “La Traviata“, gespielt vom Orchester des Bolshoi Theaters Moskau, einen der eindringlichsten Momente in der Karriere von Achim Reichel.

Während der Vorbereitung zu seinem neuen Album erinnerte sich Achim Reichel an die Titelmelodie eines englischen Films mit dem Titel „Hear my song“, den er vor mehr als zwanzig Jahren gesehen hatte und die ihn immer wieder beschäftigt hat. Der Titelsong hatte seinen Ursprung in einem alten deutschen Tangolied aus den 1930er Jahren, in dem wiederum Anleihen aus Giuseppe Verdi’s „La Traviata“ verarbeitet worden waren. Achim Reichel hat daraus unter dem Titel „Marianna“ einen ganz eigenen, von Tango beeinflussten Song über eine zerbrochene Liebe erschaffen.

Letztendlich ist „Raureif“ ein typisches Achim Reichel-Album voller verschiedener Stilrichtungen und kaleidoskopartiger musikalischer Splitter, die mehr als 50 Jahre künstlerischer Erfahrungen überzeugend zusammenfassen: Rau, gereift und doch ewig jung.

"RAUREIF" - Achim Reichel im Gespräch 2015

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